▸ Von einer gigantischen Giga-Swing-Anlage bis hin zu Baumhotels in Zapfen-Form: Das Team der Allgäuer Firma hochkant baut Objekte, die so noch nirgends zu finden sind. Wie kommen die Entwickler auf ihre außergewöhnlichen Ideen? Wir werfen einen Blick in die Skizzenbücher der Erlebnismacher.
Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept fängt Werner Wechsel an zu lachen: „Wir kriegen Geld fürs Spinnen“. Seine Firma aus Gestratz-Brugg im Allgäu entwickelt und baut individuelle Erlebniswelten – maßgeschneidert und bestmöglich an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Kletterabenteuer für Familien, Nervenkitzel über Schluchten, Übernachten in der Natur – die Anfragen sind so vielfältig wie die Orte, an denen sie gebaut werden. Sogar ein Dschungel-Seilgarten auf einem Kreuzfahrtschiff war schon dabei.
Zurück auf Anfang
Alles begann vor über 50 Jahren, als Werner Wechsels Vater die Idee hatte, Hinweisschilder aus Holz zu fertigen. Der Tourismus steckte damals noch in den Kinderschuhen und August Wechsel wollte eine Lösung für Menschen, die im Allgäu Erholung suchten und sich nicht auskannten. Seine gefrästen Wanderkarten und Holztafeln wurden erst im Allgäu und dann in der ganzen Bundesrepublik zu beliebten Wegweisern. Passend dazu startete Wechsel Senior vier Jahre später die Produktion von Holzbänken. Über Umwege folgte dann ein Waldseilgarten und das erste Baumwipfelpfad-Projekt. So entwickelte sich die Firma in mittlerweile über 50 Jahren zum Spezialisten im Bereich Erlebnisbauten.
Status Quo
Seit über 25 Jahren ist Werner Wechsel Geschäftsführer der Firma hochkant. Sein Team aus erfahrenen Entwicklern und Technikern ist europaweit tätig. Sogar in der Dominikanischen Republik steht ein Projekt. Mit wenigen Ausnahmen werden aber vor allem Bauten in Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern realisiert.
Mission Impossible
Egal ob Schweden oder Italien, ob Nordseeküste oder in den Alpen: Mit jeder Anfrage wird neu gedacht. Ganze 21 Mitarbeiter in Büro und Werkstatt sind an den Projekten beteiligt. Mehrere davon sind sogenannte Entwickler – die Visionäre im Team. Sie kümmern sich um frische Ideen für die Kunden. Häufig kommen sie zu Bauherren, die bereits fertige Konzepte vorlegen, aber die meisten davon sind nicht umsetzbar. Genau hier greift die langjährige Erfahrung des Betriebs. Mit Behörden und Ämtern kennen sich die Praktiker aus und behalten bei den kreativen Prozessen immer auch die Machbarkeit im Blick.
Im Einklang mit der Natur
Das Wichtigste ist allerdings das richtige Gefühl für die Landschaft zu bekommen. Die Projekte sollen mit der Natur im Einklang stehen. Jeder Ort ist einzigartig und muss auf die jeweiligen Gegebenheiten und Möglichkeiten hin geprüft werden. Genauso hat jeder Kunde eigene Wünsche und Vorstellungen. Am Anfang steht also immer ein intensives Gespräch, oder besser: ein intensives Zuhören.
Wie es euch gefällt
Mit vielen Fragen sollen die Partner aus der Reserve gelockt werden. Was gilt als regionaltypisch? Gibt es eine spannende Kulturgeschichte? Gesucht wird das Besondere. Gemeinsam wird dann ein Konzept entwickelt, das allen Anforderungen und Erwartungen entspricht. Auf dieser Grundlage wagen sich die Schreiner, Zimmerer, Holzmechaniker, Ingenieure, Statiker, Gestalter und Techniker an die ungewöhnlichsten Ideen. Heraus kommen ausgefallene Bauten, die zum Teil gigantische Ausmaße annehmen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.
Sultans Of Swing
So hängt zum Beispiel, nach zehn Monaten Bauzeit, über einer Schlucht im Harz die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt – inklusive integrierter Giga-Swing. In 75 Metern Höhe erstreckt sich die Brücke über eine Länge von gewaltigen 483 Metern. Tragseile, Lauffläche, Geländer, Absprungplattform, Gondel: Werner Wechsel und sein Team haben gemeinsam mit ihrem Kunden groß gedacht.
Die riesige Hängebrücke Rappbodetalsperre ist ein leicht schwankendes Brückenbauwerk, das für jeden frei zugänglich ist. Eine zusätzliche Sicherheitsausrüstung ist nicht nötig. Lediglich festes Schuhwerk wird beim Betreten vorausgesetzt. Der Laufsteg der Hängebrücke hat eine Breite von 1,20 Meter und wird von einem 1,30 Meter hohen, mit Edelstahlnetz geschlossenen Geländer gesäumt.
Improvise. Adapt. Overcome.
In enger Zusammenarbeit mit den Bauherren hat sich hochkant als Generalplaner um das gesamte Projekt gekümmert. Vor der Eröffnung 2017 wurde sich zwei Jahre lang akribisch um alle Gutachten und Sicherheitsauflagen bemüht. Die ganze Zeit über arbeitete Wechsel hartnäckig an der Umsetzung. Der Allgäuer muss bei seinen Vorhaben einen langen Atem bewahren. Schließlich bewegt sich das Team in vielen Prozessen am Rande des Machbaren.
Holz ist?
Bei Projekten in Naturräumen spielen die biologischen Gegebenheiten eine besondere Rolle. Wechsel arbeitet mit den Grundlagen. Die Basis seiner Arbeit ist dementsprechend Holz. Als gelernter Schreiner und Holzbetriebswirt weiß er, dass das Material alle menschlichen Sinne anregt. Wind, der durch Wälder fegt, klingt überall anders. Tannen riechen anders als Eichen. Jedes Holz fühlt sich anders an. Es hat damit ein unglaubliches Potenzial.
Das Baumaterial soll sich so gut wie möglich harmonisch in die natürliche Umgebung einfügen. Das beste Beispiel dafür sind die modernen Baumchalets, die das Team auf Stelzen an einem abschüssigen Bachlauf erbaut hat. Die Luxus-Baumhäuser – mit Whirlpool und Glasfront – sind innen wie außen ein Hingucker und eine Herausforderung für jeden Statiker.
Alles aus erster Hand
Wechsel will, dass seine Kreationen Spaß machen und Neugierde wecken. Ungewöhnliche Wünsche sieht er als spannende Herausforderung. So entstehen Themenwege, die geologisches Wissen vermitteln und urgemütliche Holzhäuser, die beinahe selbst Teil der Natur werden. Der Qualitätsanspruch ist dabei nach eigenen Angaben enorm hoch, weshalb Arbeiten kaum ausgelagert werden. Das Team ist sehr breit aufgestellt. Hier arbeiten viele kompetente Spezialisten reibungslos zusammen. Am Ende ist alles aus einer Hand: Von der Idee bis zur Montage wird im selben Unternehmen geplant und umgesetzt.
Hoch hinaus
Am liebsten entwirft das Team übrigens richtig aufregende Parks und Stationen in schwindelerregender Höhe. Daher der Name hochkant. Es wird aber nicht nur aufwärts sondern auch gerne quer gedacht. So lassen sich über Geschwindigkeit oder die Freude an der Bewegung in der Natur nach eigener Aussage die schönsten Erlebnisse kreieren.
Und wie war das jetzt mit dem Erfolgsrezept?
Bei Werner Wechsel ist es nicht wirklich das „Spinnen“, dass den größten Eindruck macht, sondern das Lachen. Er ist Geschäftsführer mit Leidenschaft. Seine Begeisterung ist in jedem Satz zu spüren. Eine Begeisterung, die sich schnell auf seine Partner überträgt und Mut macht, auch die nächste Herausforderung gemeinsam zu meistern. In seiner Kindheit ist der Allgäuer selbst viel und gerne auf Bäume geklettert, hat die Natur hautnah erlebt. Egal ob Wohlfühl-Ort oder Nervenkitzel- Erlebnis: seine Faszination spiegelt sich bis heute in jedem Projekt wider.
Infos und Kontakt:
hochkant GmbH
Am Tobel 7
88167 Gestratz-Brugg
Tel: 08363. 92958 0
E-Mail: info@hochkant.de
www.hochkant.de