▸ Hitzewellen, Starkregen, Sturm und Trockenheit – Klimawandel ist kein Mythos. Verschiedene Quellen belegen, dass die Oberflächentemperatur der Erde in den vergangenen 150 Jahren deutlich gestiegen ist. Aber was genau macht der Klimawandel mit unserer Umwelt, und wie können wir unsere Waldseilparks davor schützen?
Klimawandel ist Fakt
Die Fakten für den Klimawandel sind zahlreich. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 war das Jahr 2016 weltweit das bisher wärmste Jahr mit einer Abweichung vom globalen Durchschnitt. Die vergangene Dekade (2000 – 2009) war das wärmste Jahrzehnt seit Beginn der Aufzeichnungen. Alle bisherigen Hitzerekorde traten nach der Jahrtausendwende auf. Durch die Hitze haben sich die obersten Schichten der Weltmeere in den letzten Jahrzehnten deutlich erwärmt. Seit mehr als einem Jahrzehnt liegt die Erwärmung weit über dem langjährigen Durchschnitt. Die Folgen sind katastrophal: weltweit schrumpfen Permafrostgebiete und Gletscher.
Die Arktis ist besonders verheerend von den Hitzerekorden betroffen. Rund um den Nordpol verläuft die Erwärmung etwa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Sowohl die flächenmäßige Ausdehnung als auch die Dicke des arktischen Meereises ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Klimawandel ist kein Mythos. Die ansteigende Erderwärmung ist keine Verschwörungstheorie, sondern Fakt. Um in Zukunft mit den veränderten Klimabedingungen zu arbeiten, ist es wichtig, sich schon heute mit den Folgen der Erderwärmung auseinanderzusetzen.
Folgen der Erderwärmung
Die Veränderung des Klimas hat weitreichende Konsequenzen. Unter anderem kommt es zu einer Verschiebung von Klimazonen, einem Anstieg des Meeresspiegels, einer Vermehrung extremer Wetterphänomene, Artensterben und der Einwanderung wärmeliebender Spezies in bislang zu kalte Regionen. Beobachtungen zeigen, dass in Deutschland und angrenzenden Ländern mit ähnlichen klimatischen Bedingungen Starkregenereignisse, Stürme, Starkwindereignisse und die Häufigkeit von Trockenstress- phasen zunehmen. Die Auswirkungen sind schwerwiegend: Durch Hitzewellen kommt es zu einer erhöhten Waldbrandgefahr. Mit Fokus auf die Pflanzenwelt ist von einer schlechten Wasser- und Nährstoffversorgung auszugehen. Besonders Baumarten wie die Fichte, Tanne oder Kiefer kommen in Trockenstressphasen und Hitzeperioden an ihre Grenzen. Dürreschäden häufen sich, und die Vitalität bei Bäumen lässt stark nach, so dass die Anfälligkeit für Krankheiten und Schädlinge erheblich steigt. Bereits heute gibt es eine spürbare Zunahme von bekannten Baumkrankheiten und Schädlingen. Dazu kommen die Einwanderung wärmeliebender Schädlinge und die Ausweitung neuer Krankheitsbilder (z.B.):
- Eichenprozessionsspinner (EPS)
- Asiatischer Laubholzbockkäfer
- Eschentriebsterben
- Phytophtora
- Kastaniensterben (Pseudomonas)
- Massariapilz an Platane
- υ Absterbeerscheinungen an Birke
- Cytospora-Krebs an Hainbuche
- Rußrindenkrankheit an Ahorn
Natürliche Baumschäden
Bei natürlichen Waldschäden (Baumschäden) wird zwischen abiotischen und biotischen Schäden unterschieden. Abiotische Schäden entstehen durch Wetterbedingungen und Naturereignisse, während biotische Schäden durch lebende Organismen verursacht werden:
abiotische Schäden durch
- Wind
- Frost
- Hitze
- Schnee und Eis
- Ernährungsstörungen
- Blitzeinschläge
biotische Schäden durch
- Säugetiere
- Insekten
- Pilze, Viren, Bakterien
Folgen von Baumschäden
Unabhängig davon, ob Schäden durch etablierte oder neuartige Schadfaktoren entstehen, sind die Veränderungen folgenschwer. So kommt es zum Beispiel im Laubholz (Ahorn, Esche, Eiche, Buche) aufgrund von Trockenstress vermehrt zu Totholzbildungen. Beim Nadelholz (speziell bei der Fichte) führt eine schlechte Nährstoffversorgung zu einer mangelnden Harzproduktion. Die Gefahr für einen Borkenkäferbefall steigt in beiden Fällen rapide. Generell ist zu beachten, dass eine langsame bis stark nachlassende Vitalität bei Bäumen so früh wie möglich entgegengewirkt werden muss, da es sonst zu Absterbeerscheinungen in der Krone bis hin zum Totalausfall kommen kann. Damit nicht genug, erhöht sich die Anfälligkeit durch Schädlinge, und die Gefahr von Sekundärschäden durch Pilzbefall steigt.
Klimawandel und Waldseilparks
Was genau bedeutet der Klimawandel konkret für Waldseilparks und uns als Betreiber? Waldseilparks befinden sich – wie der Name schon sagt – in der Regel in Wäldern oder in waldartigen Baumbeständen. Die Bäume im Park sind also ebenso den im Wald natürlich vorkommenden Belastungsfaktoren ausgesetzt. Um weitreichenden Schäden vorzubeugen und die Verkehrssicherheit im Betrieb gewährleisten zu können, ist es wichtig, die Bäume regelmäßig zu untersuchen. Neben Sichtkontrollen und aufmerksamer Beobachtung sollte jeder Betreiber versuchen, ein Gespür für seine Bäume zu entwickeln. Außerdem sollte ein Baumsachverständiger die aktuelle Schadsituation im Zuge der Jahreskontrolle überprüfen. Die hierbei erstellte Maßnahmenliste sollte in jedem Fall abgearbeitet werden.
Worauf ist zu achten?
Kronen der Laubholzbestände:
- Vitalität?
- Totholz?
Kronen der Nadelholzbestände:
- Nadelverlust?
- Verfärbung?
- Harzfluss?
Krankheitsverlauf
In Laubholz:
- Bildung einzelner Totäste
- Absterben ganzer Starkastpartien
- Absterben ganzer Kronenteile
- Totalausfall
Im Nadelholz:
- Harzfluss (bei Borkenkäferbefall)
- Rotfärbung einzelner Äste
- Rotfärbung ganzer Kronenpartien
- Massiver Nadelverlust
- Absterben von der Spitze nach unten
Reaktion
- Totholzentnahme
- Entnahme einzelner Starkäste und Stämmlingsteile
- Kappung
Mögliche Konsequenzen der Kappung:
- Kronenverlust = Wurzelverlust
- Standsicherheit?
- Zeitraum?
Das letzte Stadium
Bei kranken Bäumen hilft manchmal nur noch die Kappung. Die Einkürzung sollte dabei soweit wie möglich erfolgen. Ist die Krone erst mal ab, bedeutet das für Waldseilpark-Betreiber, dass der Baum in der Anlage von mindestens drei Richtungen abgespannt werden muss. Auch nach der Kappung ist eine intensive Beobachtung des Baumumfeldes unumgänglich. Der Wurzelbereich ist hierbei besonders wichtig. Ist die Erde losgerüttelt, ist eine Oberbodenabscherung zu erkennen oder gibt es eine Spaltenbildung? Bei Zweifeln oder Unsicherheiten sollte dringend eine Rücksprache mit dem Baumsachverständigen erfolgen. Ein gekappter Baum wird jährlich nach einer intensiven Kontrolle immer nur für eine weitere Saison freigegeben. Ab dem zweiten bis dritten Jahr nach der Kappung findet ggf. eine gerätetechnische Holzuntersuchung statt. Die letzte Konsequenz: der Baum wird gefällt. In diesem Fall muss für den Park entweder ein Ersatzbaum genutzt werden oder – worst case – ein Kunstmasten.
Unser Fazit
Der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen, die wir am effektivsten lösen können, indem wir uns gründlich informieren und schon jetzt präventiv Gefahren eindämmen. Das gelingt am besten, wenn wir als Betreiber unsere Anlagen aufmerksam beobachten und eng mit den Fachmännern zusammenarbeiten. Gute Baumpfleger vor Ort dürfen natürlich auch nicht fehlen. Mit regelmäßigen Sichtkontrollen, einer jährlichen Inspektion durch den Baumsachverständigen und dem richtigen Gespür für die eigenen Bäume können schon früh erste Anzeichen eines Befalls oder einer Krankheit entdeckt und gezielt bekämpft werden. Damit eure Bäume noch besser geschützt sind, sollte der Wurzelbereich dringend geschont werden. Wenn sich viele Menschen auf dem Waldboden rund um die Bäume bewegen, wird der Wurzelbereich verdichtet: Die Baumwurzeln ersticken. Um das zu verhindern, reicht schon eine kleine Absperrung aus. Um die Bäume bestmöglich zu schützen gilt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Mit diesen Vorkehrungen wird es bestimmt nicht so schnell zu schwereren Baumschäden kommen.
Infos und Kontakt:
Joachim Schuster
Ingenieurbüro für BaumpflegeMarkusweg 8
78199 Bräunlingen
Tel.: 07705 9788080
E-Mail: ing.buero_schuster@yahoo.de