▸ Die Auswirkungen der Klimakrise bekommen wir immer häufiger zu spüren. Einen ersten Eindruck konnten uns die Hitzrekorde der vergangenen Jahre geben. Frostfreie Winter und viel zu heiße, trockene Sommer sorgen dafür, dass unsere Baumbestände mehr und mehr schwinden. Wie sieht der Status Quo aus und können wir unsere Wälder schützen?
Status Quo
Wir von der OBEN-Redaktion wollten von euch wissen, welche Schäden in euren Anlagen durch die Klimakrise bereits entstanden sind und welche Maßnahmen ihr dagegen ergriffen habt. Wie zu befürchten war, ließen zahlreiche Antworten gewisse Übereinstimmungen erkennen. Wir haben die Antworten für euch zusammengefasst.
Wurde Eure Anlage/Euer Baumbestand durch Extremwetterereignisse (z.B.: massive Trockenheit, Hitze- und Dürreperioden, Starkregen und Stürme) beschädigt?
Wurde Eurer Baumbestand von aggressiven Schädlingen befallen?
Habt Ihr Maßnahmen umgesetzt oder in Planung, um Euren Wald Klimafit zu machen (z.B.: Bewässerung, Waldverjüngung)?
Wo stehen wir?
Natürlich handelt es sich bei unserer Umfrage nicht um eine wissenschaftliche Studie. Die Antworten sind rein anekdotisch. Um das zu unterstreichen, haben wir auf den folgenden Seiten einige Fallberichte zusammengestellt, deren Inhalt uns in gleicher oder ähnlicher Form von unterschiedlichen Betreibern zurückgemeldet wurde.
Wir hatten bis 2021 noch zwei Anlagen: Einen Gruppen- und Trainingshochseilgarten und die Hirschgrund Zipline Area, also eine reine Ziplineanlage. Der Hochseilgarten wurde Ende 2021 von einem Guide übernommen.
Unser Hochseilgarten wurde bei den Stürmen Bianca und Sabine 2020 zu 70% zerstört. Die Versicherung hat den Wiederaufbau bezahlt. Der Hochseilgarten existiert also wieder. Probleme mit Käfer/Trockenheit usw. gibt es keine.
Unsere Zipline blieb weitestgehend verschont. Es gab bei den beiden Stürmen 2020 massive Schäden, aber unsere Ankerbäume sind stehen geblieben. Bisher gibt es keine Schäden durch Trockenheit, Wasser, Sturm. Die Zipline wurde noch nicht von Schädlingen befallen, ABER im Wald rundherum wüten Borkenkäfer. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass auch unser Ankerbäume befallen werden. In der Zipline Area wässern wir tatsächlich mehrere Bäume an besonders trockenen Stellen. Bei uns gibt es ein intensives Monitoring des umliegendes Geländes und Hinweise an die betreffenden Waldbesitzer. Diese entfernen Käfer-Bäume recht schnell.
Wir bereiten uns bereits in Gesprächen und Gutachten auf den Umbau der Anlage vor. Auf kurz oder lang rechnen wir damit, dass immer weniger Wasser zur Verfügung steht und der gesamte Wald von Käfern oder Trockenstress befallen wird.
Syntura GmbH & Co. KG
www.syntura.de
www.hirschgrund-zipline.de
Wir hatten ganz geringe Schäden durch Extremwetter und einzelne Fälle von Borkenkäfern.
Wir bewässern nicht. Im Spreewald haben wir sehr mageren Sandboden, aber in ca. 2 m Grundwasser. Damit wachsen die Kiefern zwar sehr langsam aber kommen mit den trockenen Jahren noch gut zurecht. In den angrenzenden Nachbarwäldern sieht es etwas schlechter aus, da hier keine Baumpflege/Bestandspflege erfolgt.
Da es ein reiner Kiefernbestand ist, werden Laubbäume (Robinie, Eberesche, Birke) für mehr Unterholz nachgepflanzt.
Mögliche Ursachen für unseren guten Zustand:
Regelmäßige Baumpflege (Misteln rausschneiden! Asymetrische Baumkronen einkürzen)
Waldboden erhalten (Wegesystem seit dem 2. Jahr)
Wir haben mittlerweile die 3. Generation Plattformen. Nach dem Anpressen direkt am Baum, kam das Anpressen mit 4 cm Gummipuffern und seit vier Jahren bauen wir wieder um. Wir Bohren jetzt für die Plattformen. Dies ist für uns der entscheidende Unterschied, da die Bäume damit am wenigsten beschädigt werden und ausreichend Saft ziehen können, um Schädlinge abzuwehren.
Kletterwald Lübben
Bau-und Betrieb touristischer Anlagen
www.kletterwald-luebben.de
Zwei über 100 Jahre alte Eichen sind in den letzten zwei Jahren abgestorben. Zuerst kam es zu einem Befall durch den naturgeschützten Hellbock/Eichenbock und massiven Pilzbefall der Wurzeln, dann ist eine der beiden Eichen einfach umgestürzt. Die Andere steht noch, ist aber komplett eingekürzt und nicht mehr für den Hochseilgarten verwendbar.
Im letzten Sommer ist uns ein Bergahorn komplett vertrocknet. Seit diesem Sommer trägt er keine Blätter mehr. Dazu kommt ein Pilzbefall am Stamm. Der Baum ist nicht mehr nutzbar für den Hochseilgarten und wird voraussichtlich gefällt. Zwei weitere Bäume mussten aufgrund von Sonnenbrand im Kronenbereich eingekürzt werden.
Wir bewässern unsere Bäume.
EPA Erlebnis-Pädagogik-Abenteuer
AWO Karlsruhe gemeinnützige GmbH
www.epa.awo-karlsruhe.de
Unsere Anlage in Illingen wurde im Februar 2020 durch den Orkan Sabine beschädigt. Hierbei stürzte ein Baum in einen anderen Parcour Verlauf. Die Schäden waren enorm.
In der selben Anlage wurde in den letzten Jahren bereits jeder Parcour massiv umgebaut. Insgesamt wurden rund 40 Eschen aus dem Baumbestand entfernt. Die Parcourverläufe wurden geändert. Mit dem Eschentriebsterben, ausgelöst durch einen Pilz, fanden monatelange Umbaumaßnahmen statt.
In unserem Kletterwald Bretten gibt es keine Sturm- oder Befallsschäden.
Kletterwald Illingen / Kletterwald Bretten
www.kletterwald-illingen.de
www.kletterwald-bretten.de
Im vorletzten Jahr haben wir mehrere Aktionsbäume durch Sturm verloren. Nassschnee ist bei uns auch ein Problem. Im selben Jahr gab es auch mindestens einen dürren Baum.
Über die letzten Jahre mussten wir immer wieder mal Verluste durch Borkenkäfer und Eichenprozessionsspinner verzeichnen. Seit zwei Jahren gab es keinen Befall mehr.
Wir bewässern tatsächlich seit diesem Jahr unseren Wald, wir erreichen ca. zwei drittel unseres Baumbestandes. Ab und zu düngen wir auch wichtige Bäume. Die Erfahrung ist gefühlt gut.
Kletterwald Pottenstein
www.kletterwald-pottenstein.de
Wir können alle drei Fragen mit NEIN beantworten.
Unser Park liegt im südlichsten Ort Deutschlands, mitten in den Allgäuer Alpen. 500 m weiter südlich von unserem Park kommt schon der Höhenzug Richtung Fellhorn mit Gipfeln von knapp 2000 m Höhe. Deshalb sind wir hier auch mit relativ viel Niederschlag gesegnet. Schnee liegt bei guten Wintern bei uns im Park bis Anfang April, wovon unsere Bäume natürlich profitieren.
Heuer hatten wir im Frühjahr zudem sehr viel Niederschlag was uns bis in den August hinein rettete. Im August haben wir vorsorglich unsere Fichten bewässert. Im September kam dann reichlich Niederschlag. Unser Baumbestand besteht zu 80% aus Fichten. Borkenkäferbefall haben wir in dieser Höhe nur vereinzelt, im Park selbst sind wir hier noch verschont geblieben.
Kletterwald Söllereck
www.ok-bergbahnen.com
Seit 2020 haben wir in einem unserer Kletterwälder einen Befall vom Borkenkäfer. Noch im selben Jahr mussten wir ca. 80 Bäume entnehmen und 20 oberhalb der Sicherungslinie kappen. 2021 mussten wir weitere 50 Bäume entnehmen und 15 kappen.
2022 haben wir dann durch einen Sturm 30 Bäume verloren, darunter fünf Bäume mit Plattformen.
Stand heute: Alle verbliebenen Fichten sind befallen und wir werden ca. 200 Bäume entnehmen und 50 Bäume kappen.
Im Frühjahr werden wir den Wald wieder neu aufpflanzen und die nächsten ein bis zwei Jahre haben wir einen Kletterwald auf Totholzständern. Dann werden wir uns mit Second Trees beschäftigen müssen.
Kletterwald Sögel / Kletterwald Surwold
AbenteuerZeit GmbH & Co. KG
www.kletterwald-soegel.de
www.kletterwald-surwold.de
In Bad Neuenahr war unsere Anlage, durch das Hochwasser im letzten Jahr, für ca. zwei Monate nicht erreichbar, weil die Zufahrtsstraßen nicht mehr existent waren und auch die Brücken beschädigt oder nicht mehr vorhanden. Direkte Schäden an dem Kletterwald gab es nicht.
In der Anlage in Velbert haben wir durch die drei trockenen Sommer 2018-2020 einige Bäume verloren. Vor allem Buchen und Lärchen zählen bei uns zu den leidenden Bäumen. Schädlinge gibt es bei uns zum Glück nicht mehr als früher.
Über Bewässerung haben wir mal kurz nachgedacht, leider sind wir nicht in der Nähe von einem Bach/Fluss und zusätzlich oben auf einem Berg (Hügel). Da unser Gelände sich über 5ha im Wald erstreckt, ist Wässern mit Leitungswasser keine Option. Wir belassen aber Totholz und Laub im Wald, damit sich mehr Humus bilden kann und der Boden feuchter gehalten wird.
Wald Abenteuer Langenberg
Die Freizeitmacher GmbH
www.wald-abenteuer.de