▸ Über uns – nichts als blauer Himmel. Unter uns – nichts als blaues Wasser. Dazwischen – ein spannender Mix aus Fels, Nepalbrücken, Seilbrücken und Tyrolienne. Die OBEN-Redaktion hat mal wieder keine Unannehmlichkeiten gescheut und den Klettersteig am Lac de Villefort für Euch getestet. Unser Fazit: Trotz der kurvenreichen Anfahrt ein lohnenswertes Ziel.
Gelegen am malerischen See in der Nähe des Ortes Castanet bietet dieser Klettersteig zwei Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Gestartet wird gemeinsam. Dann kann man sich unterwegs entscheiden, ob man die sportlichere oder die einfachere Variante wählt. Die Routen kreuzen sich mehrmals, so dass man sich auch zwischendurch noch umentscheiden kann. Wem es zu viel wird, der kann an zwei Stellen unterwegs ganz aussteigen. Geklettert wird in beiden Varianten immer mit Blick auf das Wasser.
Beschaffenheit
Die Franzosen bleiben sich treu: Viel Eisen prägt auch diesen Klettersteig. Trittbügel und Haltegriffe sind zahlreich vorhanden. Der Via Ferrata ist daher auch für Anfänger gut zu meistern. An manchen Stellen kann man dennoch ein wenig den Fels mit benutzen, wenn man das mag. Alle verbauten Materialien sind in einem erstklassigen Zustand.
Material
Helm, Gurt, Klettersteigset und eine Seilrolle sind ein Muss. Für den schwierigen Parcours empfehlen wir wie immer eine kurze Bandschlinge mit Karabiner für kleine Ruhepausen unterwegs. Das Material kann im Touristenbüro von Villefort ausgeliehen werden.
Anfahrt
Von Villefort kommend nehmt Ihr die D901 in Richtung Mende. Auf dieser fahrt Ihr durch den Ort Castanet. Am Ortsausgang nehmt Ihr die kleine Straße links. Diese führt Euch über den Fluss Altier und an den See. Bleibt einfach auf dieser Straße. Nach etwa 10 Minuten gelangt Ihr an die Hinweistafel zum Klettersteig. Dort gibt es ein paar Parkplätze. Ansonsten könnt Ihr Euch hier an den Wegesrand stellen. Dafür ist das Parken immerhin kostenfrei. Bitte beachtet: Je nachdem von wo Ihr kommt, kann die Strecke insgesamt ganz schön kurvenreich sein. Uns sind die ein oder anderen Autos am Wegesrand aufgefallen, deren Insassen eher grün im Gesicht waren.
Startpunkt
Vom Parkplatz lauft Ihr etwa 10-15 Minuten auf einem gut begehbaren Wanderweg zum Einstieg in den Klettersteig. Zunächst geht es mehr oder weniger am Ufer des Sees entlang, dann führt Euch der Weg ein wenig hinauf. Alles in allem aber ein leichter Spaziergang.
Verlauf
Beide Routen des Klettersteigs starten gemeinsam. Es geht senkrecht über viele Tritte, quasi auf einer Leiter, den Fels hinauf. Es folgt sogleich ein erstes Highlight: die lange Dreiseilbrücke über eine Schlucht. Danach geht es seitlich am Hang entlang, immer parallel zum Wasser. Nach einer kleineren Zweiseilbrücke trennen sich die Parcours.
Verlauf der gelben Route (leicht)
Die gelbe Route führt zunächst hinab bis fast ans Wasser, um dann in einem stetigen Bergauf wieder hinaufzuführen. Unterwegs sorgen kleinere Brücken für Abwechslung. Etwa auf der Mitte des Felsens angekommen, verläuft die Route parallel am Hang entlang, bis sie wieder zur ersten Schlucht zurück gelangt. Dort vereinigen sich beide Routen wieder und führen erneut über eine atemraubende Brücke an das andere Ende der Schlucht. Es folgt ein stetiger Zick-Zack-Kurs über die Schlucht. Nepalbrücken und Seilbrücken wechseln dich hierbei ab. Zwischendurch kann man sich auch für die schwierige Route entscheiden. Fast unmerklich ist man irgendwann fast an der Spitze des Berges angelangt. Nun – dieser Teil ist wieder identisch mit der schwierigeren Variante – erwartet einen noch eine Tyrolienne über die Schlucht, die man zuvor schon in allen erdenklichen Varianten überquert hat. Ganze 70 Meter misst die Seilrutsche – ein Spaß, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Wer das nicht spaßig findet, kann aber bequem einen anderen Weg wählen. Danach ist nur noch ein kleiner aber steiler Anstieg zu erklimmen, um an den Ausstieg zu gelangen. Hier wird man mit einer herrlichen Aussicht über den See und einem kühlen Luftzug belohnt.
Die gelbe Route zeichnet sich dadurch aus, dass der Anstieg eher moderat ausfällt. Auch stärkere Überhänge findet man hier nicht. Sie ist daher in die Kategorie C eingeteilt.
Dauer dieses Klettersteigs ca. 2:30 bis 3 Std.
Verlauf der roten Route (schwierig)
Nach der Trennung von der leichteren Route geht es direkt los mit einem knackigen Anstieg, bei dem schnell viele Höhenmeter bewältigt werden. Die Traverse hinüber zur Schlucht erfolgt in einem leicht überhängenden Felsabschnitt. Hier ist die kurze Bandschlinge ein hilfreicher Begleiter, um die Arme zu schonen. Nach dem neuerlich gemeinsamen Stück mit der gelben Route folgt ein steiler Aufstieg, der ohne die schnörkeligen Umwege der gelben Route schnurstracks zur Tyrolienne führt. Hier ist auch ein kräftiger Überhang zu bewältigen.
Die rote Route ist wesentlich kürzer als die gelbe und überwindet dieselben Höhenmeter schneller. Dennoch ist sie mit normaler Fitness gut zu schaffen. Sie ist in den Schwierigkeitsgrad D eingeteilt.
Dauer dieses Klettersteigs ca. 2 bis 2:30 Std.
Abstieg
Der Abstieg führt über einen gut begehbaren Wanderweg hinab zum Parkplatz. Ihr braucht nur etwa 15 Minuten hierfür.
Fazit
Der Klettersteig „Lac de Villefort“ ist auch für Anfänger gut geeignet. Auch ein Ausflug mit der gesamten Familie bietet sich an. Insbesondere die Möglichkeit, während der Tour zwischen den verschiedenen Parcours zu wechseln, macht den Klettersteig für alle interessant. Viel Eisen und wenig Ausgesetztheit beruhigen zudem. Angst vor Brücken jeglicher Art sollte man jedoch besser nicht haben.
Tipps
Da Ihr sowieso daran vorbei fahrt: Haltet doch auf dem Rückweg am Château de Castanet. Dieses wunderschöne Schloss aus dem 16. Jahrhundert ist nicht nur einfach am Ufer des Sees gebaut sondern ragt schon fast in diesen hinein. Es mutet daher ein wenig wie ein Wasserschloss an. An dessen Seite führen Stufen hinab zu einer Badestelle. Schattige Picknickplätze tun ihr Übriges, um jegliche Strapazen des Kletterns vergessen zu lassen.
Wer es lieber kultureller mag: In und um das Schloss herum finden im Sommer Ausstellungen, Aufführungen, Konzerte und sonstige kulturelle Veranstaltungen statt. Besichtigungen des Schlosses sind ebenfalls möglich.
Weitere Informationen erhaltet Ihr hier:
http://www.villefort-cevennes.com/-Chateau-de-Castanet-