▸ Outdoor-TrainerInnen gibt es in den verschiedensten Arten und Formen: von den Betreuer/innen im Hochseilgarten und den Safety-Manager/innen in Kletterwäldern, über klassische Erlebnispädagog/innen im Dienste von Schulklassen bis hin zu Trainer/innen im Bereich Firmenevents oder Teambuildings.
Führungskräfte gibt es ebenfalls in verschiedensten Formen und jede hat ihre Stärken und Schwächen. Nach einigen Jahren der Führung einer Organisation entsteht Betriebsblindheit. Ihr kennt das sicher aus dem Kletterwald oder Hochseilgarten. Einige Themen und Schwierigkeiten haben sich etabliert und werden nur noch schmerzlich wahrgenommen, aber nicht mehr angepackt und verändert. Dann ist es definitiv sinnvoll, automatisiertes Vorgehen und Abläufe zu reflektieren.
Aus meiner eigenen Lebensgeschichte heraus kann ich jedem empfehlen, sich in diesem Fall früh genug extern beraten zu lassen.
Wenn sie sich dazu berufen fühlen, haben Outdoor-Trainer/innen gute Voraussetzungen, sich dahin zu entwickeln, Führungskräfte und Organisationen in eben diesem Reflektions-Prozess begleiten zu können.
„Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können.“ -Konfuzius
Weshalb Outdoor-Trainer/innen in besonderer Weise als Indoor-Trainer/innen geeignet sind
Betreuer/innen im Kletterwald oder Hochseilgarten sind es gewohnt Warm-Ups, Sicherungseinweisungen etc. für Schulklassen, Vereine oder Firmengruppen anzuleiten. Oft werden in Hochseilgärten, Kletterwäldern und im Vorfeld von Zipline-Events Teamspiele oder Teambuilding-Aufgaben angeboten. Diese werden im Rahmen von „Spaß-Events“ nicht reflektiert, was durchaus sinnvoll ist, weil es ja nicht primär ums Lernen, sondern um den Spaß geht.
Die Zielsetzung dieser Veranstaltungen ist somit eine völlig andere als beispielsweise bei einem Führungskräfte-Training, bei dem Outdoor-Trainingselemente eingesetzt werden. Ob in der klassischen Hochseilgarten- und Kletterwald-Welt sowie bei komplexeren Trainingsthemen: klare und gute Anleitungen von Teamaufgaben oder komplizierteren Planspielen sind immens wichtig.
Outdoortrainer tun sich mit dieser Aufgabe im Allgemeinen leicht, weil sie sich dafür schon wichtige grundlegende didaktische und praktische Präsentationskompetenzen erarbeitet haben. Sie sind es gewohnt vor Gruppen zu stehen, Gruppen und einzelne Personen im Auge zu behalten und wenn notwendig zu intervenieren. Beispielsweise wenn sicherheitsrelevante Aspekte nicht genug berücksichtigt werden. Diese Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, Aufgaben klar und deutlich anzuleiten und zu begleiten, sind hervorragende Voraussetzungen, um sich im „Trainerbusiness“ weiterzuentwickeln.
Trainer, Retter, Betreuer und Geschäftsführer im Hochseilgarten- und Kletterwaldbereich haben durch ihre Tätigkeit oft ein schönes Repertoire an Warm-Up-Übungen und Teamaufgaben. Diese Übungen sind auch bei klassischen Seminarsettings enorm wertvoll. Meiner Erfahrung nach trauen sich Trainer, die nie im Outdoor-Bereich gearbeitet haben oft nicht, solche bewegten und bewegenden Elemente in ihre Seminare einzubauen. Die Teilnehmer/innen zeigen sich im Allgemeinen allerdings enorm dankbar für solche Abwechslungen! Theoretische Inhalte im Bereich Führung, Kommunikation, Change, Team etc. lassen sich eben hervorragend mit diesen Übungen verbinden. Vor allem bei entsprechendem Frontloading und Debriefing.
Die Teilnehmer/innen können weitaus gewinnbringender aus ihrer Komfortzone in ihre individuelle Lernzone befördert werden. So sind auch die Lernergebnisse weitaus intensiver und nachhaltiger.
Lernzonenmodell nach Tom Senninger:
Was Outdoor-Tainer/innen dazulernen sollten um erfolgreiche Indoor-Trainer/innen zu werden
Ich glaube wir müssen unterscheiden und entscheiden, ob wir für andere Trainings- und Seminaranbieter tätig werden wollen oder ob wir selbständige Business Trainer/innen sein möchten. Davon hängt ab, wie sehr wir uns spezialisieren und damit auch positionieren wollen. Wenn wir beispielsweise für Bildungsanbieter wie die IHK-Akademie in Deutschland, die Swissmem Academy in der Schweiz oder das WIFI (Wirtschaftsförderungsinstitut) in Österreich tätig werden, ist eine Spezialisierung wichtig. Für eine erfolgreiche selbständige Trainertätigkeit, ist eine Spezialisierung zwingend erforderlich.
Zu welchen Themen wir uns am besten spezialisieren und weiterbilden hängt meines Erachtens am ehesten davon ab, mit welchen Themen wir die meisten eigenen Erfahrungen haben. Waren wir selbst bereits als Führungskraft in der Industrie, in anderen Wirtschaftsbranchen oder Bildungseinrichtungen unterwegs, liegt eine Spezialisierung auf das Thema Führung nahe. War ich als Lehrer/in an einer Grundschule beschäftigt, sind es vielleicht andere Schwerpunkte, auf die ich mich konzentrieren kann.
Seminarleiter/in, Führungskräftetrainer/in oder Coach sind keine geschützten Begriffe, wie Ingenieur/in oder Bäckermeister/in. In der Folge gibt es eine Vielzahl verschiedenster Anbieter von Weiterbildungsmaßnahmen in diesem Bereich. Wobei ich persönlich die Erfahrung gemacht habe, dass es fundierte Ausbildungen von Ein-Mann-, bzw. Ein-Frau-Unternehmungen genauso gibt, wie von größeren, standardisierten Bildungsanbietern.
Eine wichtige Überlegung ist, welcher Strömung wir uns anschließen möchten. Ende der 90er Jahre war die Technik des Neuro-Linguistischen Programmierens (kurz NLP) sehr beliebt. Sie beschäftigt sich mit der subjektiven Wahrnehmung von Menschen und wurde dann auf alle möglichen Themengebiete wie Psychotherapie, Pädagogik, Wirtschaft, Gesundheit, Sport oder in kreativen Prozessen angewendet.
Eine andere Ausbildungsrichtung stellt der systemische Ansatz dar. Unter diesem Ansatz lassen sich Beratungs-, Therapie-, Hilfeverfahren und Arbeitsformen zusammenfassen, die in ihren Herangehensweisen sowohl methodisch also auch hinsichtlich der Haltung eine systemische Ausrichtung verfolgen. Dabei ist eine zentrale Annahme, dass jeder Mensch und jedes System über alle Ressourcen verfügen, die sie zur Lösung einer Problemstellung benötigen. Um die Ressourcen aufzufinden, richtet die systemische Arbeit den Fokus auf die Konstruktion von Lösungen statt auf die Behandlung von Problemen.
Einige Themen, die im Seminarbetrieb mit Personalentwicklern und bei Trainingsanbietern immer wieder relevant werden:
- Verbesserung der Kommunikation: unter den Mitarbei tenden, zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden, in der Organisation generell
- Optimierung der Führung / Entwicklung der Führungs kräfte: durch Programme für Nachwuchsführungskräf- te oder andere Führungsseminare
- Change: Umgang mit der immer schneller werdenden VUCA-Umwelt (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit)
- Konflikt: das konstruktivere Managen von eigenen und fremden Konflikten
- Selbstmanagement: oft auch im Zuge von Fürungskräfteentwicklungen. Also die Weiterentwick lung der eigenen Resilienz-Fähigkeit und anderer Selbststeuerungs-Kompetenzen (Meditation, Selbst wahrnehmung, emotionale Stabilität)
- Präsentieren und Rhetorik: vor Menschen sprechen lernen
Es lohnt sich, diese Themenfelder selbst in einer Ausbildung kennenzulernen. Dann haben wir eine gute Ausgangsposition, um auf dem Trainermarkt Fuß fassen zu können.
Fazit
Wenn du im Outdoor-Bereich festgestellt hast, dass du gerne mit und für Menschen arbeitest, wenn du andere gerne in ihrer Weiterentwicklung unterstützt und Freude daran hast dich selbst immer weiterzuentwickeln, wenn dich die Themen Psychologie, lösungsorientiertes Denken und Handeln, Team und Kooperation, Kommunikation und Resilienz interessieren, dann bist du gut aufgehoben auf dem Weg zum In- und Outdoor-Trainer/innen-Dasein.
In diesem Fall kann die Arbeit als Seminarleiter/in, Coach und Trainer/in sehr erfüllend und auch finanziell lohnend sein. Wie in vielen Berufen, die unmittelbar mit anderen Menschen zu tun haben, ist es auch hier wichtig, authentisch und glaubhaft zu sein. Sonst tun wir uns und anderen keinen Gefallen – das ist wohl in jedem Beruf so. In der Tätigkeit als Trainer/in und Coach vielleicht sogar noch ein wenig mehr.
Infos und Kontakt:
Akademie für Coaching und Führungskräfte
Standort Schweiz:
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Tel.: +41 26 505 22 50
Standort Deutschland:
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Aurel-Kohler-Strasse 7
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